Faktencheck:
Johanniskraut-Extrakt
vs. Citalopram vs. Placebo

Depressions-Patienten fragen immer häufiger nach phytotherapeutischen Therapiealternativen. Zur Behandlung von leichten als auch mittelschweren Depressionen stellt hochdosierter Johanniskraut-Extrakt eine Behandlungsoption dar. Kann die pflanzliche Alternative in Punkto Wirksamkeit, Verträglichkeit und Compliance mit gängigen chemisch-synthetischen Antidepressiva wie Citalopram mithalten?
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Reduktion der depressiven Symptomatik

In einer klinischen Vergleichsstudie zeigte hochdosierter Johanniskraut-Extrakt (Laif®900) bei mittelschweren Depressionen eine therapeutische Äquivalenz zu Citalopram. Der HAMD-17 verändert sich hierbei nach 6 Wochen von fast identischen Ausgangswerten (jeweils im Mittel: 21,9 Laif®900, 21,8 Citalopram bzw. 22,0 Placebo) auf einen identischen Wert von 10,3 in beiden Verumgruppen und auf 13,0 in der Placebogruppe.1

    Die klinische Vergleichsstudie (multizentrisch, randomisiert, doppelblind, Placebo- und Verum-kontrolliert) untersuchte anhand des Hamilton-Depressions-Scores (HAMD-17) die Wirksamkeit von Laif®900 (1x täglich, 900 mg) im Vergleich zu Citalopram (1x täglich, 20 mg) und Placebo zur Behandlung mittelschwerer Depressionen bei 388 Patienten.

    Abbildung 1: Hamilton-Score im Studienverlauf Laif®900 vs. Citalopram vs. Placebo.1

     

    Jeder 2. Patient spricht auf die Therapie an

    Zusätzlich konnte die gleichwertige Wirksamkeit auch in der positiven Ansprechrate gezeigt werden. Nach 3 Wochen zeigten im Gruppenvergleich mehr Patienten unter der Therapie mit hochdosiertem Johanniskraut-Extrakt ein positives Ansprechen im Vergleich zu Citalopram und Placebo. Nach Studienende zeigte sich in den beiden Verumgruppen ein vergleichbarer Behandlungserfolg: In der Laif®900-Gruppe waren 54,2% und in der Citalopram-Gruppe 55,9% der Patienten Therapie-Responder. Gegenüber der Placebo-Gruppe, in welcher 39,2% der Patienten ein positives Ansprechen anzeigten, verdeutlicht sich hier Überlegenheit gegenüber Placebo. Der Behandlungserfolg (Therapieresponse) war hierbei als eine Besserung der HAMD-Skala um 50% bzw. Erreichen eines Punktewertes unter 10 definiert.1

    Abbildung 2: Responderrate im Verlauf unter der Behandlung von Laif®900 vs. Citalopram vs. Placebo.1

    Von der klinischen Studie in den Praxisalltag

    Die in Deutschland erste prospektive offene Versorgungsforschungsstudie zur mittelschweren Depression bestätigte die Ergebnisse des klinischen Direktvergleichs. Laif®900 zeigte neben einer äquipotenten Wirksamkeit auch eine signifikant bessere Verträglichkeit und Compliance im Vergleich zur Behandlung mit SSRI.2 Die Ergebnisse im Überblick finden Sie in untenstehenden Klapptexten.

      Die Wirksamkeit der Therapie wurde anhand des „Quick Inventory of Depressive Symptomatology“ (QIDS) zu Studienbeginn, nach ca. 3-4 Wochen, nach 3 sowie 6 Monaten im Beobachtungszeitraum ermittelt. Die QIDS-Werte* gingen im Mittel nach 6-monatiger Therapie um 8,8 (Laif®900) bzw. 9,7 Punkte (SSRI) (p = 0,202) zurück. Zum Beobachtungsende bewerteten die Ärzte sowohl in der Johanniskraut-Gruppe als auch in der SSRI-Gruppe die Wirksamkeit bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten auf einer 5-stufigen Skala mit sehr gut oder gut (hochdosierter Johanniskrautextrakt: 86,1% bzw. SSRI: 87,9%, p = 0,580). Das bedeutet, dass auch unter Alltagsbedingungen eine Nicht-Unterlegenheit des Johanniskrautextraktes gegenüber SSRI beobachtet wurde.2

      *Auf der QIDS Skala entsprechen 0-5 Punkte einer Person ohne Depression, während ein Patient mit schwerer Depression mehr als 16 Punkte erreicht.

      Auch die Verträglichkeit wurde durch die behandelnden Ärzte und auch von den Patienten 6 Monate nach Beginn der Therapie anhand einer 5-stufigen Skala bewertet. 97,0% der Ärzte beurteilten die Verträglichkeit von hochdosiertem Johanniskraut als sehr gut oder gut (vs. 86,4 bei der SSRI-Therapie, p < 0,001). Auch die Patienteneinschätzung zeigt einen signifikanten Vorteil zugunsten der pflanzlichen Alternative: 94,6% der Patienten bewerteten die Verträglichkeit der Therapie mit hochdosiertem Johanniskrautextrakt als sehr gut oder gut (vs. 82,1% bei der SSRI-Therapie, p < 0,001).2

      Auch in Bezug auf die Patienten-Compliance lag das pflanzliche Antidepressivum im Arzturteil vorn. Bei der Mehrheit der Patienten beurteilten die behandelnden Ärzte die Compliance als sehr gut bzw. gut (Laif®900: 94,3%, SSRI: 85,6%, p = 0,002). Zusätzlich steigerte sich die Compliance in der Johanniskrautextrakt-Gruppe zum Ende des Beobachtungszeitraums im Vergleich zu der SSRI-Gruppe noch einmal deutlich.2

      Compliance Plus Laif900

      Abbildung 3: Compliance-Bewertung im Ärzteurteil als „sehr gut“ unter der Therapie Laif®900 vs SSRI.2

      Wichtig für den Praxisalltag: GKV-Erstattungsfähigkeit

      Johanniskraut-Präparate wie Laif®900, die zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen (gemäß ICD-10) zugelassen sind, sind bei Erwachsenen ab 18 Jahren GKV-erstattungsfähig.

      Quellen:

      1. Zeller K und Gastpar M. Hypericumextrakt STW3-VI im Vergleich zu Citalopram und Placebo bei Patienten mit mittelschwerer Depression. Psychopharmakotherapie 2007; 14: 65-69.
      2. Kresimon J et al. Versorgung von Patienten mit mittelschwerer Depression unter Therapie mit Hypericum-Extrakt STW3-VI im Vergleich zu selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) im Praxisalltag. Gesundh ökon Qual manag, 2012; 17: 198-206.

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