DAK-Report 2022:
Alarmierende Zahlen zur psychischen Gesundheit

Der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit zeigt einen neuen Höchststand an Arbeitsausfällen durch psychische Erkrankungen für das Jahr 2021. Von 2011 bis 2021 stieg die Zahl der Fehltage bedingt durch psychische Erkrankungen um 41 %. Depressionen waren die häufigste Einzeldiagnose, die zu Arbeitsunfähigkeit führten.1

Rekorddauer von Krankschreibungen

Die Zunahme von Fehltagen wegen psychischer Erkrankungen ist bereits seit Jahren sehr auffällig. Der DAK-Report spricht hier von der gravierendsten Entwicklung im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen der vergangenen Jahre. Im Jahr 2021 gipfelte dies nun in Rekordzahlen:1

  • 276 Fehltage je 100 Versicherte bedeuten einen neuen Höchststand. 
  • Auch die durchschnittliche Dauer eines psychischen Krankschreibungsfalls war mit 39,2 Tagen so hoch wie noch nie.
  • Frauen ab 55 Jahren hatten die mit Abstand höchsten Steigerungsraten unter allen Beschäftigten: 511 Fehltage je 100 Versicherte und damit eine Steigerung von 14 % im Vergleich zu den Jahren vor Corona.  
  • Im Vergleich der Diagnosen waren Depressionen die wichtigste Ursache für Krankschreibungen. 

Ein Ergebnis der COVID-19-Pandemie? Sie spielt auf jeden Fall eine gewichtige Rolle: Eine gepoolte Analyse mit 12 eingeschlossenen Studien* kommt zu dem Ergebnis, dass das Risiko an einer Depression zu erkranken seit Beginn der Pandemie um das 7-fache gestiegen ist.2 

*Die eingeschlossenen Studien stammen aus: Italien, Dänemark, Großbritannien, China, Vietnam und Indien 

Alarmierender Trend

Depressionen (F32+33) machen schon seit Langem den größten Anteil an Einzeldiagnosen aus, die zu Fehltagen führen. Im Vergleich zu 2011 stieg die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte von 81 auf 108 im Jahr 2021 an - eine Zunahme von 33,4 %.1 Dieser alarmierende Trend spiegelt sich im Report auch bei anderen psychischen Erkrankungen wider:1

  • Arbeitsunfähigkeitstage durch Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (F43) stiegen um 85,6 %.
  • Andere neurotische Störungen (F48) verzeichneten einen Anstieg von 43,8 %.
  • Der Anstieg bei anderen Angststörungen (F41) betrug 76,6 %.
  • Bei somatoformen Störungen (F45) stieg die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage um 6,4 %.

Mehr Depressionen auch in Ihrer Praxis?

Häufig ist es schwer zu erkennen, ob eine Patientin oder ein Patient an Depressionen erkrankt ist, da Betroffene selten spontan über typische Symptome sprechen und die Beschwerden auch oft eher einer organischen Ursache zuordnen.

Zwei einfache Fragen machen es Ihnen leicht eine potenzielle unipolare depressive Störung zu erfassen:3

  • Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig bedrückt oder hoffnungslos?
  • Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?

Hürden und Ängste Ihrer Patienten überwinden

Auch heute noch leiden Betroffene unter der Stigmatisierung ihrer Erkrankung. Zudem empfinden viele die Diagnose als persönliche Schwäche. Deshalb ist es wichtig auch die biologischen Aspekte der Erkrankung einzuordnen, um Schuldgefühle und das Gefühl persönlichen Versagens zu relativieren und Betroffene dadurch zu entlasten. Eine weitere Hürde, die sich negativ auf die Behandlung auswirken kann, ist die Angst vieler Betroffener vor den Nebenwirkungen einer Pharmakotherapie. Die S3-Leitlinie „Unipolare Depression“ betont, dass eine partizipative Entscheidungsfindung entscheidend für den Therapieerfolg sein kann. So fühlt sich die Patientin oder der Patient ernst genommen und eine bessere Adhärenz ist oftmals die Folge. 

Ein Türöffner zur Pharmakotherapie kann hier ein pflanzliches Antidepressivum sein, da es von vielen Betroffenen eher akzeptiert wird als ein vermeintliches chemisches “Psychopharmakon“.

Die S3-Leitlinie „Unipolare Depression” unterstreicht: „Wenn bei leichten oder mittelgradigen depressiven Episoden eine Pharmakotherapie erwogen wird, kann bei Beachtung der spezifischen Nebenwirkungen und Interaktionen ein erster Therapieversuch auch mit Johanniskraut unternommen werden.“

Quellen:

  1. DAK Gesundheit. Psychreport 2022: Entwicklungen der psychischen Erkrankungen im Job: 2011-2021. (2022) Unter: https://www.dak.de/dak/download/report-2533050.pdf (abgerufen am: 07.03.2022)

  2. Bueno-Notivol J et al. Prevalence of depression during the COVID-19 outbreak: A meta-analysis of community-based studies. International journal of clinical and health psychology. 2021;21(1):100196. 

  3. DGPPN (Hrsg.): S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depresssion, Kurzfassung, 2. Auflage 2017. Version AWMF-Register-Nr.: nvl-005. awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-005k_Unipolare_Depression-2018-02.pdf. (abgerufen am: 07.03.2022)

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