Depressionen in der Hausarztpraxis: So intervenieren Sie

Hausärzte können entscheidende Hilfe leisten, wenn es um Depressionen geht. 2 Screening-Fragen genügen, um einen Verdacht auf Depression abzuklären und, falls erforderlich, eine Behandlung in die Wege zu leiten. Welche Fragen das sind und was Sie für Erkrankte zudem tun können, erfahren Sie hier.

Verdacht auf Depressionen? 2 einfache Fragen geben Aufschluss

Gereiztheit, Rückenschmerzen, Schlafstörungen – äußern sich Depressionen mit stressähnlichen Symptomen bleiben diese oft unerkannt. Doch es braucht nicht viel für ein erstes Screening in der Hausarztpraxis bei Verdacht auf Depression.

Diese 2 Fragen aus dem "Patient Health Questionnaire" (PHQ-2), können laut der Nationalen VersorgungsLeitlinie zur Unipolaren Depression als einfaches Screening-Tool dienen, um eine Depression frühzeitig zu erkennen:1

  1. "Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig bedrückt oder hoffnungslos?"
  2. "Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?"

Bejaht ein Patient beide Fragen, kann dies auf eine Depression hindeuten, und es sollte eine weitere Abklärung erfolgen.1 Wie wichtig ein solches flächendeckendes Screening ist, zeigte die Zahl der Erkrankten: Laut Robert-Koch-Institut wurden im Jahr 2023 in Deutschland 16,7 % der Erwachsenen mit Depressionen neu diagnostiziert.2

Insbesondere die männliche Depression ist ein Tabu-Thema – die Dunkelziffer ist entsprechend hoch. Das liegt mitunter auch daran, dass sich die männliche Depression nicht selten mit atypischen Symptomen wie Aggression statt Antriebslosigkeit äußert, und sie sich somit von den Symptomen bei Frauen unterscheidet.3-6 

Wichtig: Erst Diagnostik, dann Therapie

Der Behandlung depressiver Störungen soll eine Diagnostik nach den ICD-10- bzw. 11-Kriterien vorausgehen, ggf. eine Differentialdiagnostik zum Ausschluss anderer Ursachen. Das Komitee der Nationalen Leitlinie zur Unipolaren Depression betont, dass sich hinter einer Depressionssymptomatik bis dato nicht bekannte Erkrankungen verbergen können, wie z. B. Tumor-, Infektions- oder Hirnerkrankungen oder muskuloskelettale, endokrinologische, kardiovaskuläre, pulmonale und metabolische Erkrankungen. Auch Medikamente, Noxen und Allergien können depressive Symptome auslösen.1

Das können Sie als Hausarzt tun

Ist die Diagnose gestellt, empfiehlt die Nationale Versorgungsleitlinie je nach Schwere der Depression Folgendes:1 

Bei leichtgradigen depressiven Episoden sollen bevorzugt schnell zugängliche, niedrigintensive Interventionen, wie Internet- & mobilbasierte Maßnahmen (DiGA-Verzeichnis (bfarm.de), Psychoedukation und angeleitete Selbsthilfe angeboten werden. Hierbei soll die Stärkung der Selbstmanagementfähigkeiten, der Bewältigungsstrategien und der Resilienz im Fokus stehen. Besteht die Symptomatik weiterhin oder ist ein Chronifizierungsrisiko gegeben, kann eine Psychotherapie angeboten werden und ggf. nachrangig ein Antidepressivum.1

Wann Antidepressiva bei leichten Depressionen einsetzen?

Antidepressiva sollten bei leichten depressiven Symptomen lediglich im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes und nach besonders kritischer Prüfung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses angeboten werden, sofern:1

  • Betroffene nach bereits erfolgter niedrigintensiver Intervention weiterhin depressive Symptome haben und/oder
  • sie während einer früheren depressiven Episode gut auf die Behandlung mit einem Antidepressivum angesprochen haben und/oder
  • ein Chronifizierungsrisiko besteht oder das Risiko für die Manifestation einer mittelgradigen bis schweren Depression gegeben ist (z. B. depressive Episode in der Vergangenheit, ungünstige psychosoziale Risikokonstellation) und/oder
  • trotz niedrigintensiver oder psychotherapeutischer Intervention bei ihnen kein Ansprechen erreicht wurde oder die Interventionen abgelehnt wurden.

Bei mittelgradigen depressiven Episoden soll Betroffenen gleichwertig eine Psychotherapie oder eine medikamentöse Therapie offeriert werden. Zusätzliche Internet- und mobilbasierte Interventionen, z. B. per App und Psychoedukation, können sinnvoll sein.1

Bei akuten schweren depressiven Episoden wird bevorzugt eine Kombinationsbehandlung aus medikamentöser Therapie und Psychotherapie empfohlen sowie Psychoedukation.1

Johanniskraut-Extrakt als Option bei leichten & mittelgradigen Depressionen

Wussten Sie? Die nationale VersorgungsLeitlinie zur Unipolaren Depression empfiehlt hochdosierten Johanniskrautextrakt neben synthetischen Antidepressiva bei leichten oder mittelgradigen depressiven Episoden als Behandlungsoption für die Initialtherapie.1
Wichtig hierbei: Zum Einsatz bei mittelschweren Depressionen (ICD-10 F32.1 und F33.1) sollen laut Leitlinie aber nur Johanniskrautpräparate kommen, die als Arzneimittel für diesen Indikationsbereich zugelassen sind. Diese sind verschreibungspflichtig und GKV-erstattungsfähig.1,7

Quellen:

  1. Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, Langfassung, Version 3.0, 2022, AWMF-Register-Nr. nvl-005.
  2. Psychische Störungen, RKI-Homepage, zuletzt abgerufen am 17.09.2025 unter https://www.gbe.rki.de/DE/Themen/Gesundheitszustand/PsychischeStoerungen/Depression/DepressionAdministrativePraevalenz/depressionAdministrativePraevalenz_node.html?darstellung=0&kennzahl=1&zeit=2023&geschlecht=0&standardisierung=0
  3. Möller-Leimkühler A. Männer erleben Depression anders. Ärzte Zeitung online 2018. Zuletzt abgerufen am 17.09.2025.
  4. Limmer J. Depression hat viele Gesichter. Varianten und Verlaufsformen der Depression. Universitätsklinikum Erlangen 2018. Zuletzt abgerufen am 17.09.2025.
  5. Male depression: Understanding the issues. Mayo Clinic. Zuletzt abgerufen am 17.09.2025.
  6. Anzeichen einer Depression bei Männern erkennen. Der niedergelassene Arzt. Zuletzt abgerufen am 17.09.2025.
  7. Fachinformationen, Laif®900, Bayer Vital, aktueller Stand

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