Depressionen durch Fertigprodukte, Frittiertes & ungesunde Fette? Studien lassen es vermuten. Laut neuesten Daten scheint die Darm-Hirnachse zur veränderten Essenspräferenz bei Depressionen beizutragen. Fachgesellschaften raten daher zur gesunden ausgewogenen Ernährung.1 Doch was empfehlen, wenn Appetit und Antrieb fehlen?
Finger weg von Fertiggerichten & Frittiertem
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung als Therapieergänzung ist bei Depressionen entscheidend und wird von der Leitlinie zur Unipolaren Depression empfohlen. Denn laut Studien scheint sie zur Prävention depressiver Episoden und zur Symptombesserung beizutragen.1-5
Insbesondere Fertigprodukte mit reichlich Zucker, Salz und Fett gelten nach heutigem Kenntnisstand als Feinde der psychischen Gesundheit.2-5 Eine neue Studie beleuchtete den Zusammenhang zwischen der Vorliebe für kohlenhydratreiche Ernährung und schweren Depressionen. Die Studie gibt spannende Einblicke über die Bedeutung der Darm-Hirnachse bei Depressionen. Die Forschenden gehen davon aus, dass hier künftig neue Therapieansätze angreifen könnten.6
Die aktuelle Studienlage im Überblick:
Depressionen durch Pizza, Burger, Pommes & Cola
Laut einer im September 2023 in Jama Network Open publizierten Studie mit 31.172 Frauen aus den USA im Alter von 42 bis 62 Jahren schaden Fertigprodukte und zuckerhaltige Getränke nicht nur dem Körper, sondern auch der Psyche. Die Studie deutet darauf hin, dass der erhöhte Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln und künstlichen Süßungsmitteln mit einem erhöhten Depressionsrisiko einhergeht. Als Limitation der Studie benennen die Autoren, dass auch andere Lebensstilfaktoren wie z. B. Rauchen Einfluss auf das Depressionsrisiko nehmen könnten.5
Weitere Ernährungsanalysen sind erforderlich, doch eines scheint bereits klar zu sein: Gesunde Ernährung ist gut für Körper und Psyche.
Kohlenhydrate, Fette oder Proteine – zu was greifen Patienten mit Depressionen?
Eine kürzlich in „Psychological Medicine“ veröffentlichte Studie zeigte eine veränderte Essenspräferenz bei schweren Depressionen (Major Depression, kurz MDD) auf.6 Die Studie beleuchtete die Essensvorlieben bei 117 Teilnehmenden, wobei 54 Patientinnen und Patienten an MDD litten und 63 der gesunden Kontrollgruppe zugeordnet waren. Bewertet wurde das Verlangen für 60 verschiedene Nahrungsmittel.6
Das Spannende: Patientinnen und Patienten mit Depressionen hatten weniger Appetit, bevorzugten jedoch kohlenhydratreiche Nahrungsmittel. Im Vergleich zur Kontrollgruppe scheinen Erkrankte mit MDD weniger Appetit auf fett- und proteinreiche Lebensmittel zu haben und bewerteten diese schlechter als die Kontrollgruppe.6
Da MDD meist auch mit Anhedonie (abgeschwächtes Belohnungsempfinden) einhergeht und die Erkrankten einen verminderten Appetit hatten, gehen die Forschenden davon aus, dass die Vorliebe für Kohlenhydrate keinesfalls aus vermehrtem Hungergefühl resultierte. Stattdessen könnte aus ihrer Sicht ein Zusammenhang zwischen der Schwere der Depression und verändertem Verlangen nach bestimmten Makronährstoffen bestehen, was die Darm-Hirnachse ins Spiel bringt. Daher sehen sie als möglichen Ansatzpunkt künftiger Therapieoptionen z. B. das Mikrobiom und Probiotika.6
Depressionsrisiko durch Ernährung beeinflussen
Die ärztliche Beratung in puncto Ernährungsfragen bei Depressionen kann zeitaufwändig sein – doch es lohnt sich. Das Depressionsrisiko kann durch gesunde Ernährung verringert werden. Den Effekt von Nahrungsmitteln auf die Psyche belegten kürzlich veröffentlichte Studien.4,5
Eine in Nature Mental Health publizierte Beobachtungsstudie mit 287.282 Teilnehmern (davon 12.916 mit Depressionen) zeigte, dass sich durch einen gesunden Lebensstil das Risiko für Depressionen reduzieren lässt:4
- Ausreichender Schlaf, regelmäßiger Sport, die Pflege sozialer Kontakte, Nichtrauchen – aber auch gesunde Ernährung reduzierten laut der Studie das Risiko, an Depressionen zu erkranken.4
- Laut der Studie verringerte eine ausgewogene gesunde Ernährung allein das Depressionsrisiko bereits um 6 %.4
Daneben untermauern diverse Studien, dass ungesunde Ernährungsgewohnheiten mit einem erhöhten Risiko einhergehen, an Depressionen zu erkranken.2,3,5
Antriebslosigkeit: Was tun, wenn die Lust zum Kochen fehlt?
Zweifelsohne scheint eine gesunde Ernährung bei Depressionen unerlässlich zu sein. Die Nationale VersorgungsLeitlinie zur Unipolaren Depression empfiehlt Erkrankte dazu zu ermuntern, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Ziel hierbei soll die Überwindung der Antriebslosigkeit sein.1 Doch was Betroffenen raten, wenn während der depressiven Episode die Motivation zum Kochen fehlt?
Gemeinsames Kochen mit Freunden oder der Familie
Gemeinsames Kochen fällt leichter als allein zu Kochen (Kochen ist Me-Time: eine Art der Selbstfürsorge). Positiver Bei-Effekt: Dabei können soziale Kontakte gestärkt werden, was sich ebenfalls positiv auf die Depression auswirken kann. Zudem können gemeinsam neue Rezepte ausprobiert werden.
Meal Prepping – schnelles Kochen mit frischen & gesunden Zutaten
Mahlzeiten bereits am Wochenende für mehrere Tage im Voraus zuzubereiten, spart nicht nur Zeit & Geld, sondern erleichtert auch das Einkaufen. Die Mahlzeiten können in Gläsern oder Tupperdosen im Kühlschrank konserviert werden.
Kochgruppe gegen Depressionen
Häufig bieten Anlaufstellen für psychisch Erkrankte oder ehrenamtliche Einrichtungen gemeinsames Kochen an oder stellen kostengünstig gesundes selbst zubereitetes Essen zur Verfügung.
Ernährungscoachings und eine Ernährungsberatung
Verschiedene Krankenkassen wie z. B. die DAK bieten Beratung und Coachings an, um bei ernährungstechnischen Fragen zu einer gesunden Balance – ganz ohne Verbote – zu finden.7
Heißhungerattacken: Raus aus der Zuckerspirale!
Chips, Cola oder Schokolade – die Lust auf Snacks kann groß sein, v. a. dann, wenn der Serotoninspiegel infolge einer Depression abfällt.
Gesündere Snacks für die Seele bei Heißhungerattacken sind:
- Nüsse als Gute-Laune-Snack (Magnesiumlieferant & hoher Tryptophangehalt)
- Beeren oder andere Obstsorten mit niedrigem Fruchtzuckergehalt
- dunkle Schokolade anstelle von heller Schokolade
Fit & gesund dank Supplements sind jedoch keine gute Idee!
Müde, antriebslos und keine Energie, um frisch und gesund zu kochen? Sicher wäre es einfacher die Vitamine in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufzunehmen, doch das ist nicht die Lösung! Die Nationale VersorgungsLeitlinie weist ausdrücklich darauf hin, dass Supplements oder Nahrungsergänzungsmittel keinesfalls eine gesunde Ernährung ersetzen können.1
Quellen:
- Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, Langfassung, Version 3.0, 2022, AWMF-Register-Nr. nvl-005. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/nvl-005
- Jacka, FN et al. A randomised controlled trial of dietary improvement for adults with major depression (the 'SMILES' trial). BMC Med. 2017;15(1):23.
- Kris-Etherton, PM et al. Nutrition and behavioral health disorders: depression and anxiety. Nutr Rev. 2021;79(3):247-260.
- Nature Mental Health 2023: Zhao, Y & Yang, L et al. The brain structure, immunometabolic and genetic mechanisms underlying the association between lifestyle and depression. Nature Mental Health; 11 Sept 2023; DOI: 10.1038/s44220-023-00120-1
- Samuthpongtorn, C et al. Consumption of Ultraprocessed Food and Risk of Depression. JAMA Netw Open 2023;20;6(9):e2334770. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.34770
- Thurn, L et al. Altered food liking in depression is driven by macronutrient composition. Psychological Medicine 2025;55(e20):1–13 https://doi.org/10.1017/S0033291724003581
- Fit! Das Gesundheitsmagazin der DAK, Ausgabe 04/2023
- Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE; Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
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